Die Ernte steht an

Wie erkenne ich sonst noch, dass bald die Honigernte ansteht? Nun, entweder haben die Bienen die Waben bereits verdeckelt und die Ernte kann beginnen. Oder es tropft noch aus den Waben, wenn ich sie schräg halte – dann muss ich noch etwas geduldig sein.
Erfreut stelle ich fest, dass die Zeit gekommen ist. Der Wassergehalt liegt unter 18 % und die Waben sind vollständig verdeckelt, nichts tropft heraus. Also lege ich Bienenfluchten auf die Völker und verabschiede mich für die nächsten 24 Stunden.
Am darauffolgenden Tag geht es dann so richtig los: zügig lade ich die gut gefüllten Honigzargen ins Auto.
Die Bienenfluchten haben super funktioniert, die Zargen sind nahezu bienenfrei. Etwas umständlich ist, dass ich lediglich vier Fluchten für sechs Völker habe. Zweimal muss ich darum die Waben ziehen und alle Bienen behutsam abfegen.
Nach gut eineinhalb Stunden ist der erste Teil der Ernte erledigt. Der zweite Teil der Arbeit findet bei mir zuhause statt – im Bienenkeller. Dort befindet sich alles, was ich für die weitere Honigernte benötige.

Erst wenn die Waben vom Wachs befreit sind, kann der Honig geerntet werden. Eine ziemlich klebrige Angelegenheit. Gut, dass meine Frau mir dabei hilft ?.
Als nächstes kommen jeweils vier Waben in die Schleuder. Mehrere Siebe befreien den Honig von den letzten Wachsresten, bevor er anschließend in einen großen Eimer gefüllt, cremig gerührt und bis zur Abfüllung kühl gelagert wird.
Die diesjährige Honigernte ergab leider nicht so viel Honig wie erhofft. Erfreulich ist jedoch der geringe Wasseranteil von circa 16%.
Das Cremige macht den Unterschied
Der diesjährige Honig hat nicht nur ein volleres Aroma, er ist außerdem weniger gärungsgefährdet. Ein weiterer Grund, warum ich den Honig immer bis zur vollständigen Reife in den Völkern lasse: Qualität vor Quantität ?!
Das gilt übrigens auch für das „cremig rühren“ – mein Honig ist immer etwas fester und nicht mehr „goldgelb-flüssig“. Warum? Der Honig meiner Bienen hat leider einen Nachteil: Nach geraumer Zeit fängt er an zu kristallisieren. Dieser Prozess ändert nichts am Geschmack, jedoch sieht es optisch nicht so schön aus und fühlt sich auf der Zunge kribbelig an. Ich rühre den Honig immer und immer wieder auf, bis er cremig wird. Dadurch verhindere ich, dass er zu kristallisieren anfängt. Rapshonig ist am Ende besonders cremig, wohingegen eine Sommertracht immer ein kleines kribbeliges Gefühl auf der Zunge hinterlässt. Das Ergebnis des Honigs hängt von Sorte und Standort ab (Honig mit mehr Traubenzuckeranteil, wie z.B. Raps, kristallisiert schneller als ein Honig mit einem hohen Fruchtzuckeranteil).
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Sebastian H.