Schön, grün und gut fürs Klima: Dachbegrünung

Im Sommer ist es in Innen­städten bis zu zehn Grad wärmer als im Um­land, im Winter verwan­delt sich die weiße Schnee­pracht auf versiegelten Flächen direkt in grauen Matsch, der nicht richtig abfließen kann. Was kann man tun, um das Klein­klima und damit die Lebens­qualität in Städten zu verbessern? Eine Lösung: Mehr Grün anlegen – zum Beispiel auf Haus­dächern. Grün­dächer sind nicht nur schön anzu­sehen, sondern haben auch ökolo­gische und wirtschaftl­iche Vorteile.

Grüne Dächer seit jeher beliebt

Schon seit 900 v. Chr. gibt es Dach­begrünungen. Über­lieferungen zufolge wurden damals die ersten Dächer im Orient mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Das bekannteste Bei­spiel aus der Geschichte sind wohl die „Hängenden Gärten“, die im 6. Jahr­hundert v. Chr. in Babylon angelegt wurden. Sie gelten als eines der sieben Welt­wunder der Antike.

Grüne Kälteinseln auf dem Dach

Dachbe­grünung wird immer beliebter, denn sie bietet einen guten Dämm­effekt: Im Sommer bleibt es im Haus kühler, im Winter wärmer. In Dörfern wie in Städten zieren daher mehr und mehr grüne Dächer und Außen­wände die Häuser.

 

Grüne Kälte­inseln:
gut fürs Mikro­klima

 

Vor allem für Innen­städte werden Grün­flächen in Zeiten der Klima­erwärmung überlebens­wichtig. In der Stadt ist es immer deutlich wärmer als in weniger dicht besiedelten Gebieten. Doch nicht nur zwischen Stadt­kern und Um­land gibt es Unter­schiede. Das urbane Klima ist von vielen klein­räumigen Wärme- und Kälte­inseln durchzogen. Schon ein kleiner Park mit Grün­fläche und Bäumen etwa kühlt seine Umge­bung messbar ab, da sich Erde und Pflanzen weniger stark aufheizen als bebaute Flächen. Die Kühl­wirkung reicht bis zu 100 Meter in bebau­tes Gelände hinein! Für ein günstiges Stadt­klima sind daher mehrere kleinere Grün­anlagen sinn­voller als eine einzige große. Hier kommen die Grün­dächer ins Spiel: Sie bringen nicht nur ein Stück schöne Natur in die Städte zurück, sondern redu­zieren mess­bar den sogenannten „Heat Island Effect", also die Auf­heizung der Innen­städte. Sie gelten deshalb als unverzicht­barer Teil moderner Stadt­planung.

Dachbegrünung:
Vorteile für Umwelt und Geldbeutel

Immer mehr Haus­besitzer*innen möchten mit einem kleinen Paradies in luftiger Höhe einen Beitrag zu Klima­schutz und Bio­diversität leisten. Mit einer Begrünung lässt sich nahezu jede Dach­fläche zu einem neuen Lebens­raum für gefährdete Insekten­arten wie etwa Hummeln oder Bienen machen. Grün­dächer binden zudem große Mengen an Fein­staub und CO2 aus der Atmosphäre. Nach Modell­rechnungen des Bundes­verbands GebäudeGrün e. V. kann

schon ein Quadrat­meter „extensives“ Dach­grün bis zu 1,2 kg CO2 pro Jahr aufnehmen.

Grün­dächer tragen zudem zur Flächen­entsiegelung bei und unter­stützen so auch effektiv beim Regen­wasser-Manage­ment, denn sie reduzieren und verzögern erheblich den Regen­wasser­abfluss. Das belohnen viele Städte und Gemeinden mit deutlich reduzierten Gebühren für Nieder­schlags­wasser. Wer also ein Gründach auf dem Haus oder Carport plant, sollte sich vorab bei seiner Kommune erkundigen und kann die even­tuell reduzierten Abwasser­gebühren mit in seine Kalku­lation auf­nehmen.

Für ein Grün­dach sprechen aber nicht nur ökol­ogische Gründe, sondern auch wirtschaft­liche. Denn durch die verbesserte Wärme­dämmung von oben hat man im Winter weniger Ausgaben für die Heizung, im Sommer wirkt das Dach wie eine natürliche Klima­anlage.

Dachgrün auf der Gartenlaube
Extensive Dachbegrünung in Japan
Natur über Natur

Extensive oder intensive Dachbegrünung?

Bei der Art der Bepflan­zung wird zwischen „extensiv“ und „intensiv“ unterschieden. Extensiv bedeutet, man setzt spezielle Gräser und Moose, die nur begrenzt wachsen und nur selten zurück­geschnitten werden müssen. Als Bewäs­serung reichen meistens die natürlichen Nieder­schläge aus. Eine intensive Begrünung ermöglicht richtige Dach­gärten mit Rasen­flächen und Gehölzen, die noch mehr CO2 und Fein­staub binden. Hierbei ist jedoch die Statik des Gebäudes zu beachten und der Pflege­aufwand ist größer.

Welche Pflanzen eignen sich zur Dachbegrünung?

Die Dach­begrünung wird am besten im Frühjahr oder Herbst durchgeführt. Als Pflanzen eignet sich zum Beispiel Sedum, ein immer­grüner, anspruchs­loser Boden­decker mit niedriger Wuchshöhe, aber auch Nelken­arten, Gräser oder Gewürz­pflanzen wie Thymian werden oft verwendet. Sie alle kommen mit wenig Wasser aus und sind hitze- sowie frost­beständig. Vor der Bepflan­zung muss das Dach mit einer wurzel­festen Abdich­tung oder einer Wurzel­schutzbahn versehen werden.

Passt Dachbegrünung auch auf mein Haus?

Um heraus­zufinden, ob das eigene Haus für eine Dach­begrünung geeignet ist, gibt es in NRW den neuen „Grün­dach­kataster“. Hiermit will das Landes­umweltamt (LANUV) der Ein­führung von grünen Dächern einen zusätz­lichen Schub geben. Eigen­tümer*innen, aber auch Architekt*innen und Stadt­planer*innen können mit dem Tool heraus­finden, welche Dächer geeignet sind. Zusätz­lich sollen eine Kosten­schätzung ermöglicht und Faktoren wie das Regen­rückhalte­vermögen, das CO2- oder Staub­binde­vermögen des jeweiligen Daches angezeigt werden. Wenn ein Dach geeignet ist, bietet die Daten­bank des Gründach­katasters verschie­dene Listen von Pflanzen­arten, die optimal zu den örtlichen Gegeben­heiten passen. Die Ansied­lung von einhei­mischen Pflanzen ist wichtig für Bienen, Vögel und Insek­ten. Abrufbar ist das neue Tool hier.

Förderung für Dachbegrünung in NRW

Entschei­det man sich für eine Dach­begrünung, besteht unter Um­ständen Anspruch auf eine der zahl­reichen Förder­möglichkeiten. Im Rahmen der Bundes­förderung für effiziente Gebäude (BEG) ist auch eine Dachbegrünung förderfähig. Bei Sanierungs­maßnahmen am Dach gehören Erhalt und Neu­anlage von Dach­begrünungen ebenfalls zu den förder­fähigen Maß­nahmen und Leistungen. Alter­nativ kann auch ein Steuer­bonus in An­spruch genom­men werden. Weitere Infor­mationen zu den Förder­programmen für Sanierer finden Sie hier.

Ein Dreamteam:
Dachbegrünung und PV

So wird Nachhaltigkeit optimal gelebt. Zudem gibt es viele Fördermöglichkeiten.

Dreamteam: Solar und Dachbegrünung

Mit einer Photo­voltaik-Anlage (PV) wird emissions­freie Energie erzeugt, durch ein begrüntes Dach verzögert sich der Regen­abfluss und verbessert sich die Luft­qualität. Beides lässt sich sehr gut miteinander kombi­nieren, der positive Effekt vergrößert sich. Denn es klingt zwar absurd, aber bei zu viel Hitze nimmt die Leistung der Solar­zellen ab. Pro Grad Celsius verringert sich der Ertrag einer PV-Anlage um 0,5 Prozent. Hier kann ein begrüntes Dach die Lösung sein: Regen­wasser wird länger gespeichert und verdunstet lang­samer. Dieser Wasser­dampf hält das Dach und die PV-Anlage kühl, der hohe Wirkungs­grad der Solar­zellen bleibt erhalten.

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