Weihnachten in Osteuropa

Unsere Reise führt uns nun weiter nach Polen. Dort nimmt das Essen an Heiligabend eine sehr große Rolle ein.
Die Geschenke bringt nicht, wie bei vielen Familien in Deutschland, der Weihnachtsmann oder das Christkind, sondern der sogenannte Sternenmann, zusammen mit seinen Helfern, den Sternenjungen.
mehr erfahrenTraditionell gehören zwölf Gerichte zum polnischen Festessen an Weihnachten dazu. Warum zwölf? Die Anzahl der verschiedenen Gerichte entspricht der Anzahl der Aposteln. Auf dem festlich gedeckten Tisch findet man nicht nur Pierogi, die bekannten gefüllten Pasteten, sondern auch Speisen wie Rote-Bete-Suppe, Rollmops und Mohnrolle als Nachtisch. Gegessen wird erst, wenn sich der erste Stern am Himmel zeigt. Dabei steht oft ein Gedeck mehr auf dem Tisch. Zum einen, um den Verstorbenen zu gedenken, die nicht dabei sein können, und zum anderen falls ein bedürftiger Mensch an die Tür klopft – ähnlich wie Maria und Josef in der Weihnachtsgeschichte. Eine schöne Idee, wie wir finden.
Von Spinnen an Weihnachten in der Ukraine
Begeben wir uns noch ein Stück weiter nach Osten. Unsere nächste Station für kuriose Weihnachtsbräuche liegt in der Ukraine. Dort schmücken die Menschen ihre Weihnachtsbäume traditionell mit Spinnweben. Dahinter steckt die Geschichte einer armen Frau, die sich keinen klassischen Weihnachtsbaumschmuck leisten konnte. Eines Morgens wachte sie auf und sah, dass ihr Tannenbaum mit Spinnweben übersät war und im Sonnenlicht glitzerte. Seitdem dekorieren die Menschen in der Ukraine ihre Weihnachtsbäume mit künstlichen Spinnweben oder auch glitzernden Spinnen. Außerdem gilt es als Glücksbringer, wenn man im Weihnachtsbaum ein echtes Spinnennetz findet.

Auf nach Süden: Weihnachtsbräuche in Italien und Spanien
In Südeuropa gibt es zahlreiche Weihnachtsbräuche, die für uns teilweise recht amüsant klingen. In Italien trifft man am Dreikönigstag auf die Weihnachtshexe – La Befana. Es handelt sich hier aber nicht um eine böse Hexe, sondern um ein gutmütiges Wesen. In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar fliegt die Hexe auf einem Besen umher. Auf dem Rücken hat sie einen Sack voller Süßigkeiten und Kohle. Die “Kohle” ist für die unartigen Kinder gedacht und besteht aus schwarz eingefärbter Zuckermasse. Brav sein lohnt sich also auch hier.

Spaniens kuriose Weihnachtsbräuche
In Spanien ist rund um Weihnachten so allerhand los. Das wohl größte Spektakel und Highlight vieler Spanier*innen ist die Weihnachtslotterie. Bei der Lotería de Navidad am 22. Dezember werden die Losnummern gezogen, die zuvor schon im Sommer verkauft worden sind. Ein Los kostet 200 Euro! Es gibt auch kleinere Losanteile, bei denen sich meist ganze Dörfer zu Tippgemeinschaften zusammen tun. Der Hauptgewinn “El Gordo” (übersetzt: der Dicke) beträgt rund vier Millionen Euro, es werden aber auch kleinere Preise ausgeschüttet. Die Ziehung erfolgt live im Fernsehen. Traditionell verkünden Kinder die gezogenen Zahlen singend, insgesamt fast vier Stunden lang.
Ein Weihnachtsbrauch aus Spanien, der viele Menschen belustigt, ist der sogenannte Caganer. Besonders in Katalonien trifft man diese Figur in den Weihnachtskrippen: Ein Männchen mit heruntergelassenen Hosen und blankem Hintern, das sich gerade erleichtert – huch! Was zunächst befremdlich wirkt, gilt vielerorts als Glücksbringer. Der Caganer düngt den Boden und sorgt für Fruchtbarkeit. Der Name leitet sich vom lateinischen “cacare” ab, dessen Bedeutung sich wohl leicht erraten lässt.
Eine weitere Tradition, die aus Katalonien stammt, ist der Weihnachtsklotz oder auch “Tió de Nadal”: Ein Holzstamm mit aufgemaltem Gesicht, der in der Familie wohnt. Er wird gut gepflegt, mit einer Decke zugedeckt und von den Kindern mit Obst “gefüttert”. Am sechsten Januar dürfen die Kinder mit einem Stock auf den Klotz klopfen, damit ihm die Geschenke aus dem Hinterteil fallen.

Verrückte Weihnachtsbräuche weltweit
Wir verlassen Europa und fliegen einmal um den Globus. Erster Halt ist Venezuela. Hier zählt in der Stadt Caracas Rollschuhfahren zu den typischen Weihnachtsbräuchen. Die Menschen fahren an Heiligabend auf Rollschuhen in die Kirche, anstatt zu Fuß dort hinzulaufen. Die Stadt wird sogar extra für Autos gesperrt, damit alle Rollschuhfahrer*innen unversehrt in der Kirche ankommen. Der Ursprung dieser Tradition ist nicht bekannt, aber das Rollschuhlaufen hat sich durchgesetzt.
In Mexiko sind die vorweihnachtlichen Feiern, die sogenannten “Posadas”, ein wichtiger Brauch. Insgesamt neun Tage lang wird die Reise von Maria und Josef vor der Geburt Jesu und ihre Suche nach einer Herberge nachgestellt. Jeder Tag steht für einen Schwangerschaftsmonat von Maria. Viele Kinder treffen sich an den Abenden vor Heiligabend und gehen in der Nachbarschaft von Haus zu Haus. Dort bitten sie symbolisch um eine Bleibe. Traditionsgemäß werden die Kinder an den ersten Häusern weggeschickt, bis sie schließlich jemand aufnimmt. Die meisten Familien treffen sich täglich wechselnd im Haus der Gastgeber, wo Gesang, Spiele und Essen den Abend bestimmen. Eine Piñata darf natürlich nicht fehlen!
Die Weihnachtsgurke: Typisch deutsch?
Weiter geht es nach Nordamerika. Ein Weihnachtsbrauch aus den USA, der eine vermeintliche Verbindung zu Deutschland besitzt, ist die Weihnachtsgurke. Die “Christmas Pickle” ist aus Glas gegossen und wird wie eine Christbaumkugel in den Baum gehangen. Wegen ihrer grünen Farbe sieht man sie zwischen den Tannenzweigen kaum. Daher ist es ein beliebter Brauch, die Weihnachtsgurke zu suchen und sich über ein zusätzliches Geschenk zu freuen. Woher diese Tradition stammt, ist nicht genau geklärt. In den USA wird die Gurke im Weihnachtsbaum als deutscher Brauch beschrieben, der hierzulande jedoch unbekannt ist.

Weihnachtshochburg auf den Philippinen
Ein letzter Stopp unserer Reise der Weihnachtsbräuche geht auf die Philippinen: ein wahres Paradies für Weihnachtsfans. Die Weihnachtszeit dort ist die längste der Welt: Anfang November werden alle Schaufenster weihnachtlich geschmückt und bleiben bis zum dritten Sonntag im neuen Jahr bunt dekoriert. Dann wird auf den Philippinen das Santo-Niños-Fest zu Ehren des Jesuskindes gefeiert, ehe die Weihnachtszeit zu Ende geht. Dazwischen läutet zunächst am 16. Dezember der erste Hahnenschrei am Morgen die kirchliche Weihnachtszeit ein. Feuerwerk, kleine Bambuskanonen für die Kinder und Festumzüge machen alle Menschen auf die Frühmesse aufmerksam. Diese “Hahnenschrei-Messe” wird bis zum 24. Dezember jeden Morgen gefeiert. Dass es auf den Philippinen alles andere als winterlich ist, hält die Menschen dort nicht von ihrer festlichen Stimmung ab: Künstliche Winterlandschaften und bunt dekorierte sowie beleuchtete Strände gehören hier zur Weihnachtszeit dazu.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen auf unserer Reise die fremden Weihnachtsbräuche ein wenig näher bringen und Sie vielleicht das ein oder andere Mal zum Schmunzeln anregen. Das WESTFALICA Team wünscht Ihnen ein paar besinnliche Tage in dieser besonderen Zeit. Bleiben Sie auch im neuen Jahr gesund.
Frohe Weihnachten!
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