Grün, aber nicht immer nachhaltig
Wie der Name “Urban Jungle” es vermuten lässt, wachsen viele Pflanzen, die wir uns hierzulande ins Zimmer stellen, in tropischen oder subtropischen Gebieten – da, wo der Dschungel zu Hause ist. Dass beim Pflanzenkauf die Umwelt schon mal auf der Strecke bleibt, liegt nicht direkt auf der Hand. Bedenkt man aber, woher die Pflanzen stammen, wie sie kultiviert und womit sie behandelt werden, bekommt das gute Raumklima durch die vielen Pflanzen womöglich einen faden Beigeschmack. Was Sie bedenken sollten, wenn Sie sich für den Urban Jungle entscheiden und welche Alternativen es gibt, verraten wir Ihnen jetzt.
Woher stammt der Urban Jungle?
Die Pflanzen für den kleinen Dschungel zu Hause wachsen meist nicht in der regionalen Gärtnerei, so viel ist klar. Begeben wir uns doch einmal mit den Pflanzen auf die Reise: Die Jungpflanzen stammen aus Ländern wie Ägypten, Äthiopien, El Salvador, Kenia oder Costa Rica.
Damit die Pflanzen den weiten Weg bis in unsere Wohnzimmer unversehrt überstehen, müssen sie reisetauglich gemacht werden. Dabei wird laut BUND mit Chemikalien nachgeholfen, die wir nicht unbedingt in unseren Wohnräumen haben möchten. Außerdem schlagen die vielen Kilometer, die der urbane Dschungel dabei zurücklegen muss, auf dem Klimakonto ganz schön zu Buche.
Dünger & Co. für den Dschungel zu Hause
Dann ist der längste Teil der Reise geschafft: Die Pflanzen landen bei uns in Gartencentern und Baumärkten. Für die Gewächse ist die Überseereise ein ziemlicher Schock: Hierzulande herrschen völlig andere Bedingungen als in ihrem natürlichen Umfeld. Um das zu erhalten, wird weiterhin ordentlich gedüngt, denn die Pflanzen sollen gedeihen und nicht auf der Verkaufsfläche verkümmern.
Schließlich landet die exotische Pflanze dann in unserem Wohnzimmer. Und vielleicht kommt Ihnen folgendes Szenario bekannt vor: Der Neuankömmling thront in einem schönen neuen Übertopf auf der Fensterbank – und nach einigen Tagen werden die Blätter gelb oder braun, Ungeziefer hat sich eingenistet oder die Pflanze lässt einfach insgesamt den Kopf hängen. Das liegt daran, dass bei uns in der Wohnung in der Regel ein anderes Raumklima herrscht als in den (Sub-)Tropen. Die Blumenerde enthält andere Nährstoffe, wir düngen anders und spritzen keine Pestizide. Dazu kommen womöglich Fehler beim Gießen und schon wird aus dem Urban Jungle ein Trauerspiel.

Alternativen für einen nachhaltigen Urban Jungle
Sollten Sie am besten ganz die Finger vom Urban Jungle lassen? Nein, darauf verzichten müssen Sie keinesfalls. Wenn Ihnen das Thema Nachhaltigkeit wichtig ist, gibt es einige Alternativen, damit Ihr grünes Wohnzimmer auch tatsächlich grün ist.
Bio-Gärtnereien
Eine Übersicht der Bio-Gärtnereien finden Sie auf:
bio-zierpflanzen.de

Nicht nur Lebensmittel zum Verzehr werden immer öfter nach Bio-Standards angebaut, auch Bio-Gärtnereien findet man immer häufiger in Deutschland. Aktuell sind es rund 200, die Pflanzen mit unterschiedlichen Bio-Siegeln anbieten. Bei uns in der Region werden Sie in Hüllhorst oder Stemwede fündig.
Große Gartencenter haben teilweise Bio-Abteilungen, achten Sie beim nächsten Einkauf einfach mal darauf. Ebenso erhalten Sie in Bioläden oftmals das ein oder andere Gewächs.
In Bio-Gärtnereien dürfen Sie aber natürlich nicht die exotischsten Gewächse erwarten. Bio-Pflanzen werden nicht so stark behandelt, daher können nicht ganz so ausgefallene Pflanzen gezüchtet werden. Dafür lassen sich natürliche, gesunde Pflanzen aufziehen, die auch bei Ihnen zu Hause gedeihen anstatt zu verkümmern. Und vielleicht muss es ja auch nicht ein Urban Jungle voller Exoten sein, sondern eher ein Urban Green? Auch heimische Pflanzen machen optisch etwas her. Zimmerefeu oder Tüpfelfarn kommen in Mitteleuropa vor und versprühen einen Hauch Exotik.
Pflanzenbörsen und Ableger
Auch bei der Wahl der Blumenerde können Sie auf eine nachhaltige Variante setzen. Torfhaltige Erde ist nicht umweltfreundlich, denn der Abbau setzt sehr viel CO2 frei und zerstört Moorlandschaften. Lieber auf Kompost, Rindenhumus oder Holzfasern setzen.
Wenn doch die ein oder andere exotische Pflanze bei Ihnen einziehen soll, stehen verschiedene nachhaltige Möglichkeiten zur Auswahl. Vielleicht schauen Sie sich zunächst in Ihrer Umgebung um: Besitzen Sie selbst Pflanzen, von denen Sie Ableger ziehen können? Oder haben Sie im Bekanntenkreis Pflanzenliebhaber*innen, die vielleicht einen Ableger loswerden möchten? Sie können sich zwar nicht auf Anhieb ein riesiges Gewächs in den Topf stellen, aber auch das macht den Urban Jungle aus: züchten, hegen und pflegen sowie beim Wachsen beobachten.
Soll es doch direkt eine größere Pflanze für die volle Dosis Dschungel sein, dann sind Kleinanzeigenportale, Pflanzentauschbörsen und regionale Facebook-Gruppen die richtige Anlaufstelle. Viele Menschen trennen sich von mitunter von zu groß gewordenen Gewächsen und verkaufen Sie im Internet. Auf diese Weise retten Sie vielleicht sogar das ein oder andere Exemplar vor der Mülltonne. Eine weitere sehr schöne Alternative sind Tauschbörsen. In vielen Städten finden solche Pflanzentauschbörsen statt. Termine finden Sie im Internet.
Pflegeleichte Pflanzen für Ihren Urban Jungle
Zum Schluss haben wir eine Übersicht über die pflegeleichtesten Zimmerpflanzen, die bei vielen Urban Jungle-Besitzer*innen anzutreffen sind. So wissen Sie, wonach sie suchen müssen und kommen leicht an Ableger und Stecklinge.
- Gummibaum (Ficus Robusta): kleiner Baum für sonnige bis halbschattige Standorte
- Strahlenaralie (Schefflera): anspruchsloser Baum für sonnige und halbschattige Zimmer
- Drachenbaum (Dracaena): schön gemusterte Blätter, fühlt sich an hellen Standorten wohl
- Bogenhanf (Sanseveria): genügsame Topfpflanze für alle Lichtverhältnisse
- Efeutute (Epipremnum): Kletter- oder Hängepflanze für Halbschatten oder Sonne. Vorsicht, giftig!
- Geldbaum / Ufo-Pflanze (Pilea): leicht zu vermehrende Topfpflanze, mag es hell
- Grünlilie (Chlorophytum comosum): verzeiht viele Pflegefehler, wächst niedrig im Topf und lässt sich leicht vermehren
- Palmlilie (Yucca): robustes Gewächs für helle Standorte, wird bis zu 5 Meter hoch
- Fensterblatt (Monstera deliciosa): großwüchsiger Klassiker, Kletterpflanze für halbschattige Standorte
Bio-Dünger selber machen
Wer besonders wenig Zeit zum Gießen hat, ist mit diversen Kakteen- und Sukkulenten-Ablegern gut bedient. Hier gilt bei der Bewässerung: weniger ist mehr. Trotzdem lassen mit den verschiedenen Arten viele grüne Akzente im Zimmer setzen.
Auch beim Dünger können Sie auf nachhaltige Alternativen zurückgreifen. Bio-Dünger ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch günstiger, denn Sie können Ihn ganz einfach selber herstellen. Kalt aufgegossener Kaffee enthält beispielsweise viel Stickstoff und senkt den pH-Wert leicht ab – perfekt für säureliebende Pflanzen. Zerkleinerte Eierschalen mit Wasser vermischt sind ein idealer Kalkdünger.
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