Holzkohle mit unbestimmter Herkunft

Man könnte leicht auf die Idee kommen, dass diese ursprüngliche Art der Essenszubereitung auch umweltfreundlich ist. Schließlich wird hier nur Holz, ein nachwachsender Rohstoff, verfeuert. Doch gerade dieses Holz belastet die Umwelt. Denn die Lust am Grillen lässt sich nur durch Importe von Holzkohle zufriedenstellen. Lediglich kleine Mengen Holzkohle werden in Deutschland selbst produziert. Die hier verkaufte Ware stammt zu 85 Prozent aus dem Ausland, etwa aus Polen oder von noch weiter her: aus Südamerika oder Afrika. Nicht selten stammt das Holz für die Holzkohlegewinnung aus zweifelhaften Quellen. Immer noch werden tropische und subtropische Wälder für das Geschäft mit der Holzkohle gerodet und unwiederbringlich zerstört. Selbst bei Produkten mit der Herkunftsangabe „aus Europa“ ist nicht gesichert, dass nicht doch Tropenholz auf dem Grill landet.
Ökologische Holzkohle aus Namibia
Wer sicher gehen will, kein Urwaldholz zu verkokeln, sollte beim Kauf der Grillkohle auf Zertifikate wie FSC, Naturland und PEFC achten. Diese Siegel sind der Nachweis, dass nur Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft und keine Anteile aus illegalem Holzeinschlag in der Packung sind.
Grillkohle, die Tropenholz enthält, muss aber nicht zwangsläufig problematisch sein. In Namibia etwa werden Grillbriketts hergestellt, die aus Resthölzern eines Forstprogrammes stammen, das die Verbuschung von Weideland durch invasiven Pflanzenarten in dem afrikanischen Land aufhalten soll. Die Produkte tragen ein FSC-Label. Eines davon landete in ÖKO-TEST ganz vorne und wird preisgünstig von einem deutschen Discounter vertrieben.

Nur mit Siegel ist Grillkohle nachhaltig
FSC
Das Siegel des Forest Stewardship Council (FSC) ist das umfassendste internationale Zertifikat für Holz und Papier. Nach Einschätzung des World Wide Fund For Nature (WWF) bietet es die größtmögliche Wahrscheinlichkeit, dass die Holzkohle tatsächlich aus verantwortungsbewusster Waldwirtschaft stammt. FSC-zertifizierte Holzkohle gibt es in vielen Bau- und Supermärkten sowie an Tankstellen und ist oft nicht teurer als Produkte ohne dieses Siegel.
Naturland
Für Grillkohlen aus Deutschland empfehlen Umweltverbände wie NABU und BUND das Naturland-Zertifikat. Dessen Richtlinien stehen ebenfalls für eine nachhaltige und naturverträgliche Waldbewirtschaftung. Die Zertifizierung umfasst Kriterien wie die Rückverfolgbarkeit sowie eine ökologische und gesundheitsverträgliche Produktion.
PEFC
Das „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“ (PEFC) haben europäische Waldbesitzer und Vertreter der Holzwirtschaft ins Leben gerufen. Das Zertifizierungssystem ist am wenigsten streng.
Alternativen zur Holzkohle: Olivenkerne und Kokosnuss

Nur die klassische Holzkohle sorgt für den typischen Grillgeschmack? Stimmt nicht, es gibt auch Alternativen: Olivenkerne zum Beispiel. Bei ÖKO-TEST haben die Grill-Briketts, die aus Abfällen der Olivenölpressung hergestellt werden, mit „sehr gut“ bestanden. Die Bio-Kohle kostet zwar etwas mehr als normale Holzkohle. Dafür brennt sie länger und die Asche ist vollständig kompostierbar. Auch Briketts aus den Schalen der Kokosnuss oder aus Bambus haben gute Grilleigenschaften. Erstere stammen allerdings meist aus den Tropen und müssen nach Europa verschifft werden: schlecht für die Klimabilanz. Bambus hat zwar den Vorteil, dass der Rohstoff sehr schnell nachwächst. Kommt er aber aus Monokulturen und aus nicht kontrolliertem Anbau, ist das schlecht für die Artenvielfalt und die Böden.
Nachhaltiges Grillen bedeutet: weniger Fleisch
Absatz von Grillfleisch in Deutschland (2020): 143.282 t

Entscheidend für das Klima ist aber weniger die Art des Grills (Holzkohle, Gas oder Strom), sondern das, was auf den Rost kommt. Der TÜV-Rheinland hat es in einer Ökobilanz errechnet: An einem Grillabend von zwei vierköpfigen Familien entstehen, je nach Grill, zwischen 17,5 und 18 Kilogramm CO2-Äquivalente, was einer 120 Kilometer langen Fahrt im Mittelklasseauto entspricht. Allerdings: Fast 95 Prozent dieser klimarelevanten Emissionen werden durch das Grillgut verursacht – der Grill ist da fast egal.
Die größten Klimasünder sind nach den TÜV-Berechnungen Rindfleisch und (!) Käse. Am besten fürs Klima: gegrillter Mais, die einzige vegane Alternative in der Grill-Studie. Die klimafreundlichste Fleischsorte ist Geflügel.

Was ist umweltfreundlicher: Gas oder Kohlegrill?
Das Grillen mit Gas erzeugt weniger klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) als das Grillen mit Holzkohle, was an der Herstellung der jeweiligen Brennstoffe liegt. Auch Elektrogrills haben Klimavorteile – vor allem, wenn sie Ökostrom nutzen. Sowohl beim E-Grill als auch beim Gas-Grill lässt sich die Hitze gut regulieren. Das senkt den Energieverbrauch. Feinstaub und Ruß fallen auch nicht an, was vor allem die Nachbarn freut. Nicht zu empfehlen sind Alu-Grills aus dem Baumarkt, die nachher auf dem Müll landen.
8 Tipps für umweltbewusstes Grillen
Klassische Grillanzünder enthalten meist schädliche Stoffe wie Kerosin oder Paraffin, die aus Erdöl gewonnen werden. Im Öko-Handel gibt es nachhaltige Alternativen aus Holz mit Bienenwachs.

- Grillkohle mit FSC-Siegel oder Naturland-Siegel kaufen
- Öko-Grillanzünder nutzen oder selbst welche herstellen
- Hände weg von Einweggrills, lieber öffentliche Grillstellen nutzen
- Mehr Gemüse statt Fleisch auf den Rost
- Wenn Fleisch oder Fisch, dann regional und bio
- Geschirr und Besteck von zu Hause mitbringen
- Grillsoßen und Beilagen selbst zubereiten
- Keinen Müll in der Natur hinterlassen
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