Grillen, aber umweltfreundlich.
Viele Tipps fürs BBQ.

Wer an lauen Sommer­abenden durch die Nach­barschaft streift, hat schnell den Duft von Ge­grilltem in die Nase. Ob über Holz­kohle oder mit Gas – über­all wird gebrutzelt.

97 Pro­zent beträgt der Anteil der Deutschen, die gerne grillen. Und nicht fehlen darf dabei: Fleisch. Ihr Steak, ihr Würst­chen und ihre Zucchini brutzeln sie am liebsten über Holz­kohle, die für rauchige Aromen und eine prasselnde Glut sorgt. Das Grill­vergnügen bleibt allerdings oft nicht ohne Folgen für die Umwelt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie im Sommer ohne schlechtes Gewissen Ihren Grill anwerfen können

Holzkohle mit unbestimmter Herkunft

 

 

Holzkohle für den guten Grillgeschmack

Man könnte leicht auf die Idee kommen, dass diese ur­sprüng­liche Art der Essens­zuberei­tung auch umwelt­freundlich ist. Schließlich wird hier nur Holz, ein nach­wachsender Roh­stoff, ver­feuert. Doch gerade dieses Holz belastet die Umwelt. Denn die Lust am Grillen lässt sich nur durch Im­porte von Holz­kohle zufrieden­stellen. Ledig­lich kleine Mengen Holz­kohle werden in Deutsch­land selbst pro­duziert. Die hier verkaufte Ware stammt zu 85 Prozent aus dem Ausland, etwa aus Polen oder von noch weiter her: aus Süd­amerika oder Afrika. Nicht selten stammt das Holz für die Holz­kohle­gewinnung aus zweifel­haften Quellen. Immer noch werden tropische und sub­tropische Wälder für das Geschäft mit der Holz­kohle gerodet und un­wieder­bringlich zerstört. Selbst bei Produkten mit der Herkunfts­angabe „aus Europa“ ist nicht gesichert, dass nicht doch Tropen­holz auf dem Grill landet.

 

 

ÖKO-TEST findet verstecktes Tropenholz

Die Redak­tion des Magazins „ÖKO-TEST“ hat 18 Holz­kohlen und Grill­briketts im Labor unter anderem auf ihre Material­herkunft analy­sieren lassen. Ergebnis: Nicht alle Produkte ent­hielten nur die auf der Verpackung genannten Hölzer. In fünf Grill­kohlen fand ÖKO-TEST tropische Hölzer. Zwei Briketts bekamen ein „mangel­haft“, weil das darin enthaltene Tropen­holz nicht oder falsch deklariert war.

Die Ergeb­nisse aus ÖKO-TEST (Ausgabe Juni 2022) können Sie hier gratis lesen.

Ist Biokohle wirklich Bio?

Ökologische Holzkohle aus Namibia

Wer sicher gehen will, kein Urwald­holz zu ver­kokeln, sollte beim Kauf der Grill­kohle auf Zerti­fikate wie FSC, Naturland und PEFC achten. Diese Siegel sind der Nach­weis, dass nur Hölzer aus nachhaltiger Forst­wirtschaft und keine Anteile aus illegalem Holz­einschlag in der Packung sind.

Grill­kohle, die Tropen­holz ent­hält, muss aber nicht zwangs­läufig pro­blematisch sein. In Namibia etwa werden Grill­briketts her­gestellt, die aus Rest­hölzern eines Forst­programmes stammen, das die Verbuschung von Weide­land durch invasiven Pflanzen­arten in dem afrikanischen Land aufhalten soll. Die Produkte tragen ein FSC-Label. Eines davon landete in ÖKO-TEST ganz vorne und wird preis­günstig von einem deutschen Discounter vertrieben.

 

Bio-Label

Nur mit Siegel ist Grillkohle nachhaltig

FSC

Das Siegel des Forest Steward­ship Council (FSC) ist das umfassendste inter­nationale Zertifikat für Holz und Papier. Nach Einschätzung des World Wide Fund For Nature (WWF) bietet es die größt­mögliche Wahrschein­lichkeit, dass die Holz­kohle tat­sächlich aus verantwortungs­bewusster Wald­wirtschaft stammt. FSC-zertifi­zierte Holz­kohle gibt es in vielen Bau- und Super­märkten sowie an Tank­stellen und ist oft nicht teurer als Produkte ohne dieses Siegel. 

 

Naturland

Für Grill­kohlen aus Deutsch­land empfehlen Umwelt­verbände wie NABU und BUND das Natur­land-Zertifikat. Dessen Richt­linien stehen ebenfalls für eine nach­haltige und natur­verträgliche Wald­bewirtschaftung. Die Zertifi­zierung umfasst Kriterien wie die Rück­verfolg­barkeit sowie eine ökolo­gische und gesund­heits­verträgliche Produktion.

PEFC

Das „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“ (PEFC) haben europäische Wald­besitzer und Vertreter der Holz­wirtschaft ins Leben gerufen. Das Zertifi­zierungs­system ist am wenigsten streng. 

Alternativen zur Holzkohle: Olivenkerne und Kokosnuss

Kokosnussschale als nachhaltiger Kohle-Ersatz

Nur die klassische Holz­kohle sorgt für den typischen Grill­geschmack? Stimmt nicht, es gibt auch Alter­nativen: Oliven­kerne zum Beispiel. Bei ÖKO-TEST haben die Grill-Briketts, die aus Ab­fällen der Olivenöl­pressung hergestellt werden, mit „sehr gut“ bestanden. Die Bio-Kohle kostet zwar etwas mehr als normale Holz­kohle. Dafür brennt sie länger und die Asche ist voll­ständig kompostier­bar. Auch Briketts aus den Schalen der Kokos­nuss oder aus Bambus haben gute Grill­eigenschaften. Erstere stammen allerdings meist aus den Tropen und müssen nach Europa verschifft werden: schlecht für die Klima­bilanz. Bambus hat zwar den Vorteil, dass der Rohstoff sehr schnell nachwächst. Kommt er aber aus Mono­kulturen und aus nicht kontrolliertem Anbau, ist das schlecht für die Arten­vielfalt und die Böden.

Nachhaltiges Grillen bedeutet: weniger Fleisch

Absatz von Grillfleisch in Deutschland (2020): 143.282 t

weniger Fleisch - mehr Gemüse auf den Grill

Entscheidend für das Klima ist aber weniger die Art des Grills (Holz­kohle, Gas oder Strom), sondern das, was auf den Rost kommt. Der TÜV-Rhein­land hat es in einer Öko­bilanz errechnet: An einem Grill­abend von zwei vier­köpfigen Familien entstehen, je nach Grill, zwischen 17,5 und 18 Kilogramm CO2-Äquivalente, was einer 120 Kilometer langen Fahrt im Mittel­klasse­auto entspricht. Allerdings: Fast 95 Prozent dieser klima­relevanten Emissionen werden durch das Grill­gut verursacht – der Grill ist da fast egal.

Die größten Klima­sünder sind nach den TÜV-Berechnungen Rind­fleisch und (!) Käse. Am besten fürs Klima: gegrillter Mais, die einzige vegane Alter­native in der Grill-Studie. Die klimafreund­lichste Fleisch­sorte ist Geflügel.

Raffiniert: alternative Grillrezepte mit Gemüse

Alter­nativen aus Tofu oder Lupinen, Würst­chen, Steaks und Burger aus Pflanzen sorgen für Ab­wechslung auf dem Grill­teller. Wer’s mag und nur noch vegan grillt, kann pro Jahr fast 75 kg CO2 vermeiden. Ob mit Fleisch, vege­tarisch oder vegan: Am besten setzen Sie auf regio­nale, saiso­nale und Bio-Lebens­mittel. Das spart Transport­wege und damit CO2.

Sie wollen auf Ihrer Grill-Party glänzen? Dann legen Sie Gemüse auf den Rost! Denn Gemüse kann man über­raschender und vielfältiger grillen als den gewöhn­liche Schweine­nacken oder das Rinder­filet. Vege­tarische Grill-Delika­tessen mit tollen Fotos – extra für den umwelt­freundlichen Gas­grill – gibt es zum Beispiel auf der Life­style-Plattform deavita.com.

Leckeres vom Grill - ohne Fleisch
Der Gasgrill ist Trend - und nicht verkehrt für die Umwelt

Was ist umweltfreundlicher: Gas oder Kohlegrill?

Das Grillen mit Gas erzeugt weniger klima­schädliches Kohlen­dioxid (CO2) als das Grillen mit Holz­kohle, was an der Her­stellung der je­weiligen Brenn­stoffe liegt. Auch Elektro­grills haben Klima­vorteile – vor allem, wenn sie Ökostrom nutzen. Sowohl beim E-Grill als auch beim Gas-Grill lässt sich die Hitze gut regulieren. Das senkt den Energie­verbrauch. Fein­staub und Ruß fallen auch nicht an, was vor allem die Nach­barn freut. Nicht zu empfehlen sind Alu-Grills aus dem Bau­markt, die nachher auf dem Müll landen.

8 Tipps für umwelt­bewusstes Grillen

Klassische Grillanzünder enthalten meist schädliche Stoffe wie Kerosin oder Paraffin, die aus Erdöl gewonnen werden. Im Öko-Handel gibt es nachhaltige Alternativen aus Holz mit Bienenwachs. 

Erst anzünden - dann grillen
  1. Grill­kohle mit FSC-Siegel oder Naturland-Siegel kaufen
  2. Öko-Grill­anzünder nutzen oder selbst welche her­stellen
  3. Hände weg von Einweg­grills, lieber öffent­liche Grill­stellen nutzen
  4. Mehr Gemüse statt Fleisch auf den Rost
  5. Wenn Fleisch oder Fisch, dann regional und bio
  6. Geschirr und Besteck von zu Hause mitbringen
  7. Grill­soßen und Beilagen selbst zubereiten
  8. Keinen Müll in der Natur hinterlassen

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