Alternative Geldanlagen: grüne Investments sind gefragt

Wenn alles teurer wird, hat Ihr auf dem Sparkonto geparktes Geld immer weniger Wert und womöglich bezahlen Sie sogar noch Negativzinsen. Unser Tipp für 2022: Investieren Sie Ihr Geld ökologisch verantwortungsvoll, sozial­verträglich und klimafreundlich.

 

Das Thema Nachhaltigkeit wird bei der Geldanlage immer wichtiger. Private Anleger*innen wollen heute genauer wissen, bei wem ihr Erspartes landet. Oder sie verfolgen mit ihrem Investment sogar aktiv ökologische und sozial­verträgliche Ziele. Sie möchten zum Beispiel den Ausbau der erneuerbaren Energien oder Unternehmen fördern, die mit neutraler CO2-Bilanz produ­zieren. Nicht zuletzt sind Kinderarbeit, Rüstungsproduktion oder Pelztierzucht für nachhaltig orientierte Investor*innen ein No-Go.

Welche grüne Geldanlage lohnt sich? Welcher können Sie vertrauen?

Die gute Nachricht: Verantwortungsvoll zu investieren, ohne die Rendite aus den Augen zu verlieren oder gar Ihre Rücklagen zu gefährden, stellt heute kein Problem mehr dar. Denn immer mehr Banken und Fonds bieten „grüne“ und nachhaltige Geldanlagen an. Doch welchen kann man vertrauen? Welche lohnen sich?

Darüber sprachen wir mit Hermann Josef Tenhagen, vielfach ausgezeichneter Wirtschaftsjournalist und Chefredakteur des gemeinnützige Verbraucher-Ratgebers Finanztip.

Hermann Josef Tenhagen

Herr Tenhagen, was unterscheidet nachhaltige von konventionellen Geldanlagen?

Bislang gibt es keine einheitliche Definition für nachhaltige Geldanlagen. Nachhaltig ist eine Wirtschaftsweise, die unsere jetzigen Bedürfnisse sowie die von künftigen Generationen im Blick hat und sich im Rahmen begrenzter Ressourcen und der Belastbarkeit unseres Planeten bewegt. Manche in­vestieren nachhaltig, indem sie sich an Wind- oder Solarparks beteiligen oder zur Aufforstung von Wäldern beitragen. Die meisten denken jedoch bei dem Thema an Aktienfonds, in denen Unternehmen drin sind, die nachhaltig wirtschaften im Hinblick auf Ökologie und soziale Kriterien. Das bedeutet, etwa eine CO2-neutrale Wertschöpfungskette etabliert zu haben, faire Löhne zu zahlen und die Umwelt nicht zu belasten.

 

Wer bietet nachhaltige Geldanlagen an?

Derzeit machen nachhaltige Aktien 6,5 Prozent aller Anlagen in Aktien aus. Aber der Markt wird größer. Wie bei herkömmlichen Fonds unterscheidet man aktiv gemanagte Fonds und passive, sogenannte Indexfonds (ETFs). Bei den aktiven Fonds wählt ein Fondsmanager Aktien aus, die er für besonders nachhaltig hält. Dabei kann er mehr oder weniger streng sein. Diese Arbeit führt zu höheren Kosten, und es ist nicht gesagt, dass der Fondsmanager die Unternehmen findet, die dann wirklich nachhaltig sind und auch noch die gewünschte Rendite bringen. Wir bei Finanztip empfehlen deshalb grund­sätzlich auch bei einem Nachhaltigkeitsziel, eher passiv mit ETFs zu in­vestieren. Diese bilden einen Aktienindex ab, wie den DAX. Um das Risiko möglichst breit zu streuen, empfehlen wir einen weltweiten Aktienindex, wie den MSCI-World, in dem etwa 1.600 Firmen aus der ganzen Welt stecken. Davon gibt es auch die nachhaltig ausgerichtete Variante, den MSCI World SRI. Dort sind rund 400 Firmen übrig, die eher nachhaltig wirtschaften. Manche Konzerne fehlen zum Beispiel wegen des Rohstoffabbaus, des Umgangs mit Gewerkschaften oder weil sie den Datenschutz nicht ernst nehmen.   

 

Nach welchen Kriterien bewerten Anbieter die Nachhaltigkeit von Geldanlagen?

Die Fondanbieter gehen da recht unterschiedlich vor. Der Anbieter MSCI etwa arbeitet mit einem Nachhaltigkeitsrating, bei dem er auf eigene Re­cherchen sowie öffentlich verfügbare Informationen zurückgreift, wie Geschäfts- oder Medienberichte. Anders der Dow Jones Sustainability Index World Enlarged: Darin stecken 550 nachhaltigere Firmen, deren Auswahl auf einem umfassenden Fragebogen basiert. Unternehmen müssen zum Beispiel angeben, wie ihre CO2-Bilanz aussieht, ob für die Sicherheit der Mitarbeiter­innen und Mitarbeiter gesorgt ist oder ob geprüft wurde, dass in der Prod­uktionskette keine Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Konzerne, die ihr Geld hauptsächlich mit Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Waffen, Atomkraft oder Pornografie ­verdienen, scheiden bei beiden Anbietern von vornherein aus.

 

Gibt es auch riskante Umweltinvestments? Worauf sollten Anleger bei der Auswahl achten?

Vorsicht bei großen Einzelinvestitionen, zum Beispiel in Wind- oder Solar­parks oder einzelne Aufforstungsprojekte! Hier kann ich all mein Geld verlieren. Auch wenn ich nachhaltig anlege, sollte ich mein Risiko streuen. Das geht durch passives Investieren mit Aktienindexfonds. Wichtig: Der Index sollte möglichst viele Titel aus der ganzen Welt und verschiedenen Bran­chen enthalten. So minimiere ich mein Risiko, wenn es einem Unternehmen, einem Land oder einer Branche wirtschaftlich schlecht geht. Darüber hinaus ist es wichtig, möglichst zehn, besser 15 Jahre investieren zu ­können. Über den langen Zeitraum kann ich Kursschwankungen ausgleichen und tur­bulente Phasen an den Börsen unbeschadet überstehen.

 

Wie finden Verbraucher die für sie passende Geldanlage?

Eine Geldanlage muss nicht kompliziert sein. Mit einem einfachen Mix aus Tagesgeld, Festgeld und ETFs bin ich gut gerüstet. Zuerst packe ich circa drei Monatsgehälter auf ein Tagesgeldkonto. Das ist mein Notgroschen für ungeplante Ausgaben. Wenn dann mal die Waschmaschine kaputtgeht, rutsche ich nicht in den Dispo. Geld für geplante mittelfristige Ausgaben wie die neue Küche packe ich auf ein Festgeldkonto. Da gibt es zwar nicht viel Zinsen, aber das Geld ist dort sicher angelegt, bis ich es brauche. Alles Geld, das ich langfristig nicht benötige, lege ich in Aktienindexfonds an. 

Welche Geldanlage lohnt sich:­ Tipps & Infos

Auf finanztip.de finden Anleger einen ausführlichen Ratgeber mit Empfehlungen zu Tagesgeld-, Festgeld- und ETF-Anbietern. Darüber hinaus bietet das Portal Aufklärungsvideos auf YouTube und Podcasts zur Geldanlage an. Viele hilfreiche Tipps gibt es auch auf der Microsite „Geld bewegt“ der Verbraucherzentralen.

Welche Geldanlage lohnt sich: Tipps & Infos

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