Kleingärten: Spießeridylle oder Trend?

In der Frei­zeit einfach mal raus ins Grüne und die Natur genießen, gemüt­lich grillen und frisch geerntetes Gemüse mit nach Hause nehmen – das ist für viele Klein­garten­besitzer*innen selbst­ver­ständ­lich. Wenn Sie denken, dass Schrebervgärten spießig sind, über­zeugen wir Sie gern vom Gegen­teil.

Kleingärten - Erholungsfaktor neu entdeckt

Das große Garten­glück im Klein­garten


Die Beliebtheit von Klein­gärten wächst stetig. Besonders in Groß­städten wünschen sich viele Menschen eine grüne Oase, in der sie gärtnern, buddeln und aller­hand Leckeres ernten können. Obst und Gemüse aus eigenem Anbau schmecken direkt dop­pelt so gut, denn da weiß man, was drinsteckt. Aber auch gemüt­liches Beisammen­sein mit Freunden oder ein Grill­abend gehören zu den schönen Seiten eines Klein­gartens – ebenso wie die Ent­spannung nach getaner Arbeit.

 

Wie ein Klein­garten bepflanzt werden soll, ist im Bundeskleingartengesetz genau geregelt: Gemüse- und Obst­an­bau ist ebenso vorgesehen wie Zier­pflan­zen und Rasen­flächen. So wird der Klein­garten zur perfekten Mischung aus Nutz­garten und Erholungs­ort. Oft rundet eine kleine Laube das Garten­glück ab. Hier können Garten­freund*innen auf maximal 24 Quadratmetern Garten­geräte verstauen und zusätz­lich ein lauschiges Plätz­chen schaffen, um nach der Garten­arbeit zu ent­spannen oder einen Salat zuzubereiten – natürlich frisch aus dem Garten.

Kosten, Ver­ei­ne & Co: Das soll­ten Sie über Klein­gärten wis­sen

Wie teuer ist ein Kleingarten?

Die Kosten sind von Region zu Region unter­schied­lich. Jedoch gibt es einen Wert von 17 Cent pro Quadratmeter als Anhaltspunkt: Die Pacht für einen Schreber­garten darf maximal das Vier­fache der orts­üb­lichen Pacht für erwerbs­mäßigen Obst- und Gemüse­anbau betragen. Zusätz­lich fallen der Mitglieds­beitrag für den Verein, Abgaben, Versicherungs­beiträge und Strom- sowie Wasser­kosten an, wenn es im Klein­garten einen Strom- oder Wasser­anschluss gibt. Im Jahr kommen dafür ca. 400 Euro zusammen. Neu­pächter*innen zahlen außerdem eine individuelle Ablöse­summe für Bäume, Sträucher, Pflanzen, Garten­laube und so weiter.

Was bedeutet “pachten”?
Pachten beinhaltet mehr als das reine Nutzungsrecht. Neben dem reinen Aufenthalt in Ihrem Garten dürfen Sie auch “Früchte aus der Sache ziehen”, das heißt Obst und Gemüse ernten.

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Wie finde ich einen Kleingarten?

Über die Suche im Web können Sie meist heraus­finden, welche Klein­gärten es in Ihrer Umge­bung gibt. Wenn Sie einen Verein gefunden haben, der zu Ihnen passt, können Sie sich dort erkundigen, ob freie Gärten verfügbar sind. In der Regel ist die Nach­frage ist oft groß. Lassen Sie sich eventuell auf die Warte­liste setzen. Auch auf den Web­seiten der Landes- oder Bezirks­verbände können Sie einsehen, wo freie Klein­gärten zur Verfügung stehen. Klein­an­zeigen­portale sind ebenfalls eine gute Anlauf­stelle.

 

Benötige ich unbedingt eine Mitgliedschaft im Kleingartenverein?

Ja, es ist not­wendig, dass Sie zunächst Mit­glied im Verein werden, um anschließend einen Klein­garten pachten zu können. Die Sat­zung legt fest, wie viel Einsatz Sie im Verein bringen und welche Auf­gaben die Klein­gärtner*innen haben, beispiels­weise Feste organi­sieren oder Gemein­schafts­flächen pflegen. Die Klein­garten-Gemein­schaft ist nicht nur mit Pflichten ver­bunden. Im Schreber­garten hilft man sich unter­ein­ander, gibt Tipps sowie Rat und tauscht Geerntetes. 

Eine überzeugte Klein­gärt­ne­rin im WESTFALICA Team

Viel Arbeit aber auch Spaß im Kleingarten

Auch unsere Kollegin Claudia und ihr Mann sind im Klein­garten-Fieber. Seit 2020 nennen sie einen 430 m² großen Schreber­garten im nördlichen Ruhr­gebiet ihr Eigen. Für die beiden ist der Garten die perfekte Ergän­zung zu ihrer großen Woh­nung ohne Balkon. “Der Klein­garten ist unsere grüne Oase, in der wir einfach mal ab­schalten können. Mit dem Roller oder dem Fahr­rad sind wir schnell dort und können dann werkeln – mal eine Stunde, mal finden wir kein Ende. Anschließend fühlt man sich richtig gut”, schwärmt sie von ihrem Gärtchen.
 
In den letzten Jahren hat sich ein richtiger Kleingarten-Boom ent­wickelt, da immer mehr Menschen Gefallen daran finden, ihr eigenes Obst und Gemüse anzubauen und gleich­zeitig das entspannte Garten­gefühl zu genießen. Klein­gärten legen ihr Spießer-Image ab und locken junge Familien und Garten­gemein­schaften an.
 
Auch die sozialen Medien tragen dazu bei, dass Klein­gärten immer po­pu­lärer werden. Auf Blogs, Instagram & Co. ist die Aus­wahl an In­spi­ratio­nen schein­bar unend­lich. Claudia weiß, dass es schwierig sein kann, an einen Schreber­garten zu kommen, denn er muss nicht nur gefallen, sondern auch ins persönliche Budget passen. Sie berichtet: “Mein Mann und ich hatten Glück, dass wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Die Chemie hat gestimmt und dann ging es ganz schnell.”

Natürlich bio: natur­nah gärt­nern im Klein­garten

frisches Bio Obst und Gemüse aus dem Kleingarten

Selbst an­ge­bau­tes, un­ge­spritz­tes Obst und Gemüse ist nicht nur gesund und lecker, sondern tut auch der Natur einen großen Gefallen. Wer in seinem Klein­garten auf bio­lo­gischen An­bau setzt sowie auf chemische Schädlings­be­kämpfungs­mittel verzichtet, bietet Insek­ten sowie vielen kleinen Tieren einen sicheren Lebens­raum in einem stabilen Öko­system.

Wer einen Schrebergarten besitzt, hat meist nicht nur Freude am Gärtnern und der anschließenden Erholung im Garten, sondern auch am naturnahen Gärtnern. Rücksicht auf Tiere sowie Pflanzen liegt den Gartenfreund*innen am Herzen.

 

Bei Claudia und ihrem Mann ist naturnahes Gärtnern ebenfalls hoch im Kurs. Sie berichtet: “Seitdem wir den Kleingarten besitzen, hat sich unsere Sicht der Dinge auf jeden Fall verändert. Man nimmt die Natur bewusster und auch intensiver wahr, sodass man lieber einmal mehr überlegt, was gut oder schlecht für die Umwelt ist.” Zur Zeit bestücken sie eifrig den Komposthaufen im Garten und ziehen zu Hause auf der Fensterbank erste Pflänzchen vor. Sie verwenden biologische Samen sowie samenfestes Saatgut. Im ersten Gartenjahr haben sie bereits zahlreiche Nutzpflanzen angebaut, unter anderem Äpfel, Mirabellen, Spinat, Möhren, Stachelbeeren und Salat. Für eine bunte Blütenpracht wollen sie in diesem Jahr ebenfalls sorgen – ein Paradies für Insekten!

Spaß am Gärtnern statt starrer Kleingarten-Regeln

Spaß im Kleingarten mit witzigen Gartenzwergen

Natürlich bedeutet ein Klein­garten auch Arbeit. Wer eine gute Ernte einfahren und bunte Blüten­pracht genießen möchte, sollte sich regel­mäßig um seine grüne Oase kümmern. Rasen­mähen, gießen, aus­säen und ernten, Un­kraut zupfen und Bäume stutzen … Von Früh­jahr bis Herbst kommen hier einige Arbeits­stunden im Garten zusam­men. Claudia ist an dieser Stelle jedoch eine Sache be­sonders wichtig: “Trotz all der Arbeit braucht man Zeit, um den Garten zu genießen. Das sollte nicht vernach­lässigt werden, sonst ist man den Garten schnell satt. Im Vorder­grund stehen Wohl­fühlen und Spaß haben, den Alltag vergessen und mal was anderes machen.


 
Und dann wären da noch die berühmt-berüchtigten Regeln in der Klein­garten­anlage. Ohne geht es nicht, das weiß auch unsere Kollegin. Die Vor­ur­teile vom starren Regel­werk und der spießigen Garten­land­schaft kann sie aus ihrer Erfahrung entkräf­ten: “Es läuft recht harmonisch im Klein­garten, jeder hilft jedem und es macht auch Spaß, von den „alten Hasen“ zu lernen. Sie geben ihr Wis­sen gerne weiter und helfen auch, wenn etwas mal nicht klappt.” Nichts­desto­trotz betont sie, dass es wichtig sei, sich an Regeln zur Mittags­ruhe oder für Bau­maß­nahmen im Schreber­garten zu halten. Das fried­liche Mitein­ander Zaun an Zaun soll ja lang­fristig funktio­nieren. Zusätz­lich zum allgemein­gültigen Bundes­klein­garten­gesetz verpflichtet man sich mit der Mit­glied­schaft, die jeweilige individuelle Vereins­satzung zu akzep­tieren.

Großes Garten­glück für Jung und Alt

spielerisch lernen die Kinder wo das Gemüse herkommt

Kleingärten haben ihr spießiges Image längst abgelegt. Modelle zum Garten-Sharing  werden immer beliebter. Für junge Familien sind Schreber­gärten nicht nur Ruhe­ort, Treff­punkt und Speise­kammer zugleich, sondern auch ein Ort zum Lernen: Im Schreber­garten können die Kleinen erfahren, wo unser Obst und Gemüse herkommt.

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GELSENWASSER AG

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