Odorierung, der typische "Duft" der Gefahr
Zahlreiche technische Regeln und hohe Sicherheitsanforderungen machen Erdgas zu einem verlässlich sicheren Energieträger. Eine der Vorsichtsmaßnahmen ist die „Odorierung“. Der aus dem Lateinischen stammende Begriff steht für das Versetzen des Gases mit einem bestimmten Geruch. Wobei Gestank das treffendere Wort wäre. Wie das Erdgas zu Hause riecht, kann allerdings von Ort zu Ort unterschiedlich sein. Auf jeden Fall sollten die Verbraucher*innen den bei ihnen typischen „Duft“ der Gefahr kennen.
Welchen Geruch hat eigentlich Erdgas?
Erdgas, so wie es in der Natur vorkommt, ist nicht nur unsichtbar, sondern auch geruchlos. Erst bevor es in die Haushalte gelangt, verpassen die vor Ort zuständigen Netzbetreiber dem Naturprodukt seinen typischen Geruch. In unserer Region ist das die GELSENWASSER Energienetze GmbH (GWN). Warum dieser Aufwand betrieben werden muss, leuchtet schnell ein: Bei einem unbemerkten Gasaustritt kann sich in geschlossenen Räumen in kurzer Zeit ein gefährliches Gas-Luft-Gemisch bilden. Schon ein winziger Funke reicht, um eine Explosion auslösen. Dank des Odoriermittels jedoch riechen selbst kleinste Erdgasmengen extrem intensiv. Bereits bei weniger als 0,5 Prozent Gasanteil im Raum lässt sich der Geruch wahrnehmen. Ohne die Odorierung, könnten die Bewohner austretendes Gas nur mit der Hilfe von speziellen Messgeräten registrieren.



Nichts für feine Nasen: Tetrahydrothiophen (THT)
Damit die Bewohner*innen den Warngeruch auch als bedrohlich empfinden, darf der natürlich nicht „lecker“ riechen, sondern er muss fürchterlich stinken. Stinktiere etwa versprühen zu ihrer Verteidigung eine übelriechende Flüssigkeit, die zugleich an Knoblauch, faule Eier und verbrannten Gummi erinnert. Es gibt ein Gas-Odoriermittel, dessen chemische Zusammensetzung dem Stinktier-Drüsensekret ziemlich nahekommt: Tetrahydrothiophen, kurz THT. THT wird aus Schwefelwasserstoff gewonnen und vom Erdboden schlecht absorbiert. Deshalb kann man Erdgas aus undichten Gasleitungen sogar an der Oberfläche riechen. Am Gasherd oder in der Heizung verbrennt das odorierte Erdgas dagegen geruchlos.
Gasgeruch im Haus – was tun?
Schlägt Ihre Nase Alarm, ist das noch kein Grund zur Panik. Bleiben Sie ruhig! Das ist jetzt wichtig:
- Bei Gasgeruch ist offenes Feuer tabu. Also Zigarette aus, kein Feuerzeug benutzen. Auch an elektrischen Geräten können Funken entstehen. Deshalb: Licht- und Geräteschalter nicht mehr betätigen, keine Stecker aus der Steckdose ziehen. Und auch kein Telefon und Handy mehr benutzen.
- Frischluft senkt die Gaskonzentration im Raum. Deshalb möglichst Türen und Fenster weit öffnen, für Durchzug sorgen. Auf keinen Fall aber die Dunstabzugshaube oder einen Ventilator betätigen (Funkenflug!).
- Gashahn zu! Schließen Sie die Absperreinrichtungen der Gasleitungen, der sich meist neben dem Gaszähler befindet.
- Warnen Sie Ihre Mitbewohner (aber: klopfen, nicht klingeln!) und verlassen Sie zügig das Haus.
- Draußen sofort die Entstörungsnummer der GELSENWASSER Energienetze GmbH anrufen. Der Bereitschaftsdienst ist rund um die Uhr erreichbar. Auch wenn es am Ende falscher Alarm sein sollte, kostet Sie dieser Service nichts.
- Haben Sie die Nummer Ihres Gasversorgers nicht im Handy gespeichert, benachrichtigen Sie die Feuerwehr, diese leitet Ihre Meldung weiter.

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