Wie sicher ist unsere Energieversorgung?

Die Energie­krise hat Deutschland im Dauer­griff: Bundes­netz­agentur und Regierung rufen die Bevöl­kerung und die Wirtschaft auf, noch mehr Strom und Gas zu sparen. In der Presse ist zu lesen, wie Kommunen und Kreise sich auf einen groß­flächigen Strom­ausfall vorbe­reiten. All das – und natürlich die immens gestiegenen Gas- und Strom­preise – verunsichern die Menschen. In einer Umfrage des Markt­forschungs­instituts Appinio von Anfang Oktober hielten fast zwei Drittel der 1.000 Teil­nehmer*innen Strom­ausfälle in Deutsch­land im Winter für wahrscheinlich. Doch wie groß ist tatsächlich die Gefahr, dass bei uns die Lichter ausgehen und Heizungen kalt bleiben?

Wie wahrscheinlich ist ein Blackout?

Von einem Black­out spricht man, wenn ein Strom­ausfall groß­räumig ist und Minuten, Tage oder gar Wochen andauert. Während eines Black­outs bricht die Strom­versorgung komplett zusammen. In den Medien wird der Begriff „Blackout“, oft falsch verwendet, wenn eigentlich gewöhnliche Strom­ausfälle gemeint sind, die lokal begrenzt und kurz sind.

Unkontro­llierte, großflächige Strom­ausfälle halten derzeit aber weder die Bundes­regierung noch die Bundes­netz­agentur für wahrscheinlich. Bundes­wirtschafts­minister Robert Habeck erklärte Anfang Dezember, dass die Verfüg­barkeit von Energie für die Strom­erzeugung für diesen Winter gesichert sei, alle Kapazi­täten seien am Netz.

Kontrollierte Eingriffe

„Energie­erzeuger und Netz­betreiber stehen in engem Austausch mit der Bundes­regierung und werden alles dafür tun, dass es nicht zu kritischen Situationen in der Energie­versorgung kommt“, so Kerstin Andrae, Haupt­geschäfts­führerin des Bundes­verbands der Energie- und Wasserwirtschaft. Nicht auszu­schließen hingegen seien Situationen, „in denen regional kurzfristig abge­schaltet werden muss. Das wäre jedoch kein klassischer Strom­ausfall, sondern ein kontrollierter Eingriff, um die Netze zu stabili­sieren, damit die Versorgung deutschland­weit gesichert bleibt“, so Kerstin Andreae weiter. In der Fach­sprache wird ein solcher gezielter Eingriff „Brownout“ genannt.

Kerstin Andrae, Hauptgeschäftsführerin des BDEW

Kerstin Andrae vom BDEW hält einen Energie Blackout in Deutschland für „sehr unwahr­scheinlich“.

Was ist ein Strom Brownout?

Wenn Prog­nosen einen erhöhten Strom­bedarf ankündigen, der zu einer Stromnetz-Überlastung führen würde, sind die Über­tragungs­netzbetreiber dazu verpflichtet, vorbeugend den Strom­bedarf abzu­schwächen – voraus­gesetzt, sie können kurzfristig nirgends genügend Strom einkaufen, etwa im Ausland. Solche Eingriffe sind nichts Neues, es hat sie auch in der Vergangen­heit schon gegeben. Bei einem kontrollierten Brown­out wird das Netz aber nicht gänzlich herunter­gefahren, sondern die Spannung – auf einzelne Stad­teile begrenzt – herunter­geregelt. Und zwar nach einem rollierenden System, nicht alle Stadt­teile gleichzeitig, damit die Strom­unter­brechung pro Haushalt möglichst kurz ausfällt.

Bevor jedoch die Haus­halte an der Reihe sind, werden zuerst besonders energie­intensive Unter­nehmen von der Strom­versorgung getrennt. Große Industrie­anlagen dienen als Puffer im Strom­netz, das ist in Verträgen zwischen den Übertragungs­netz­betreibern und den Industrie­kunden so geregelt. Der Brown­out ist das letzte Mittel, wenn alle vorherigen Maß­nahmen, um den Strom­bedarf zu senken, nicht aus­reichen. In diesem Fall ist von einer Unter­brechung der Strom­versorgung von andert­halb Stunden auszu­gehen. „Unter­nehmen und Einrichtungen der kritischen Infra­struktur, wie etwa Kranken­häuser, Trinkwasser­versorger und Abwasser­entsorger wären in einem solchen Fall natürlich nicht gefährdet – denn sie verfügen ohnehin über Not­strom­aggregate“, versichert die BDEW-Chefin.

Haushalte bei Gasknappheit geschützt

Viele Gaskund*innen treibt die Sorge um, in ihren Wohnungen frieren zu müssen, sollte das Gas im Winter doch noch knapp werden. Kerstin Andrae kann auch hier beruhigen: „Wir sind in einer sehr angespannten Situation, aber Panik­mache hilft uns hier nicht weiter. Die privaten Haus­halte gehören zu den geschützten Kunden!“ Außerdem hat der Gesetz­geber mit dem Ersatz­kraftwerke­bereithaltungs­gesetz vorgesorgt. Bedeutet: Bei einer drohenden Mangel­situation soll Gas bei der Strom­erzeugung eingespart werden. Stein- oder Braun­kohle sowie Öl sollen den Bedarf dann abdecken. Kerstin Andrae: „Sollte trotz aller bereits einge­leiteter und noch anstehender Maß­nahmen doch die Situation eintreten, dass das Gas knapper wird, dann werden die Haus­halte stets vorran­gig beliefert. Dieses Privileg haben sonst nur noch Kranken­häuser, Polizei, Feuer­wehr und Co – und es ist gesetzlich verankert.“

 

Schlüssel ist die unabhängige Energieversorgung

Wie kommt Deutsch­land aus dieser Energie­krise, ohne dass der Klima­schutz dabei zu kurz kommt? Kerstin Andreae hält die Investitionen in erneuer­bare Energien für den Schlüssel. „Für eine sichere, unabhängige Energie­versorgung der Zukunft sind der Ausbau der Erneuer­baren, der Bau neuer Speicher und der Aus- und Umbau der Netze unab­dingbar.“ Vor allem Wind Sonne trügen dazu bei, kurzfristig das Strom­angebot zu erhöhen und damit die Preise zu senken und lang­fristig unab­hängig von fossilen Energie­trägern zu werden. „Sie sind die Basis für eine klima­freundliche Strom­versorgung, Industrie und Mobilität. Ihr schleppender Ausbau muss dringend beschleunigt werden“, so die BDEW-Chefin.

Warum Strom sparen, wenn doch Gas knapp ist?

Auch wenn der Anteil bereits deutlich gesunken ist, wurden im 1. Halbjahr 2022 immer noch über elf Prozent unseres Stroms von Gaskraft­werken erzeugt. Im Umkehr­schluss heißt das: Je mehr elektrische Energie wir ein­sparen, desto weniger wert­volles Gas muss für die Strom­produktion eingesetzt werden. Durch die Gas-Knapp­heit sind zudem die Preise für Gas und Strom in den vergan­genen Monaten enorm gestiegen. Spätestens damit ist klar: Wer Strom und Gas spart, dürfte nicht nur seine Haushalts­kasse entlasten, sondern leistet auch einen Beitrag für die Energie­sicherheit in Deutschland.

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Unsere fünf Tipps für alle Ernstfälle

Heizung defekt, Stromausfall, Quarantäne – es ist immer gut, für den Notfall gewappnet zu sein. Hier sind unsere besten Tipps:

Heizungsausfall – was tun, wenn die Wohnung kalt bleibt?

Was bei einer defekten Heizung gilt, gilt auch für einen Strom­ausfall: Die Bude bleibt kalt, da kein warmes Wasser mehr in den Heiz­körpern ankommt. Jetzt heißt es: Warm anziehen, Decken hervor­holen, möglichst nur noch ein Zimmer nutzen und die Türen zu den übrigen Räumen geschlossen halten. Dabei bitte das Lüften nicht vergessen, besonders wenn Sie Kerzen benutzen. Wenn Sie einen Kamin­ofen besitzen, sollte sich für den Notfall mit Kohle, Briketts oder Holz eindecken. Wichtig: Ältere Holz­öfen, die schon still­gelegt waren, darf nur ein Fach­mann anschließen, damit die Betriebs- und Brand­sicherheit gewährleistet ist. Schorn­steinfeger und Feuer­wehr warnen dringend davor, brennstoff­betriebene Geräte wie Gas-Heiz­strahler, Ethanol-Feuer­stätten, Camping­kocher oder sogar Grills oder Feuer­schalen in Innen­räumen als Ersatz­heizung zu nutzen. Es besteht akute Vergiftungs­gefahr!

Lebensmittel und Bargeld

Das Bundes­amt für Bevölkerungs­schutz und Katastrophen­hilfe empfiehlt, Essen und Getränke für etwa zehn Tage bereit­zuhalten: zwei Liter Flüssig­keit pro Person und Tag sowie haltbare Grund­nahrungs­mittel. Was zum Not­vorrat gehört, zeigt diese Online-Checkliste. Damit keine Lebens­mittel verderben, sollte der Not­vorrat in den Alltag integriert, also immer wieder verbraucht und erneuert werden. Das Bundes­amt empfiehlt, Lebens­mittel und Fertig­gerichte in Gläsern und Dosen zu horten, weil sie schon gekocht sind und man für die Zube­reitung kein Wasser mehr benötigt. Zudem sollte man etwas Bar­geld im Haus haben, da beim Strom­ausfall auch die Geld­automaten nicht mehr funktionieren.

Kein Licht, was nun?

Für den Fall der Fälle empfiehlt es sich, immer ein, zwei Taschen­lampen mit einem entspre­chenden Vorrat an Batterien und Ersatz­lämpchen im Haus zu haben. Eine Alternative können solar- oder kurbel­betriebene Taschen­lampen sein. Praktisch sind auch Camping­gas- oder Petroleum­lampen – Feuer­zeuge oder Streich­hölzer nicht vergessen. Wichtig: Kerzen wegen der Brand­gefahr immer im Auge behalten!

Im Notfall informiert bleiben

In Ausnahme­situationen fühlt man sich wohler, wenn man Zugang zu Informa­tionen hat. Ein batterie­betriebenes Koffer- oder ein Kurbel­radio können da sehr nützlich sein. Für Mobil­telefone oder Lap­tops sollte man immer eine vollge­ladene Power­bank parat haben und even­tuell solar­betriebene Lade­geräte.

Etwas Warmes braucht der Mensch

Auf einem Camping­kocher kann man zumindest kleinere Mahl­zeiten zubereiten, vorausgesetzt man hat an die Gas­kartusche gedacht. Wer eine Terrasse oder einen größeren Balkon besitzt, kann dort auch seinen Holz­kohle- oder Gas­grill nutzen. Wegen Brand- und Vergiftungs­gefahr aber niemals drinnen grillen!

Deutsches Stromnetz mehrfach gesichert

Die Strom­versorgung in Deutschland gilt als eine der zuverlässig­sten weltweit. Statistisch gesehen musste jeder Haushalt im Jahr 2021 durch­schnittlich nur zwölf Minuten ohne Elektri­zität auskommen. Die Netz­infra­struktur ist mehrfach redundant ausgelegt. Das heißt: Im gesamten Strom­versorgungs­system existieren mehrere funktio­nierende Systeme neben­einander, die im Notfall füreinander einspringen können. Zudem gibt es zahl­reiche Sicherungs­mechanismen, die selbst bei größeren Störungen einen völligen Zusammen­bruch Versorgung verhindern sollen. Außerdem bilden die europäischen Strom­netze einen Verbund: Hat ein Land zu wenig Strom, hilft ein anderes aus. Es müssten also viele Probleme gleich­zeitig auftreten.

 

Heizlüfter bleiben im Keller

Viele Haus­halte haben sich aus Sorge vor Gas­knappheit einen Heiz­lüfter gekauft. Nur hat sie offen­bar bisher kaum jemand genutzt. „Die Geräte werden nicht ein­geschaltet. Sie stehen im Keller“, stellte der Präsident der Bundes­netzagentur Klaus Müller in einem Interview mit dem Berliner „Tages­spiegel“ am 10. Dezember fest. Die Über­lastung des Strom­netzes durch den massen­haften Einsatz von Heiz­lüftern sei zurzeit keine reale Gefahr.

Verbraucher­zentrale und Energie­versorger wie WESTFALICA warnen hingegen vor hohen Strom­kosten, sollten die Geräte im Winter doch noch vermehrt zum Einsatz kommen. Denn Heiz­lüfter brauchen nicht nur eine Menge Energie, um einen größeren Raum zu erwärmen, sondern sie sind auch nicht für den Dauer­betrieb gedacht und überhitzen schnell. Die Elektron­installation, besonders in älteren Gebäuden, kann damit überlastet werden. Eine elektrische Heiz­decke ist im Vergleich zum Heizlüfter die bessere Wahl, da sie weitaus weniger Strom verbraucht und die Wärme gezielt abgibt.

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BDEW

 

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